Investitur mit unserem Großmeister, S.S. Patriarch Youssef, in Aachen

Der Patriarchalische Orden vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem traf sich vom 8. bis 10. September 2023 in Aachen zu seinem Jahrestreffen mit Investitur. Eine große Ehre und besondere Freude war die Teilnahme unseres Großmeisters, S.S. Patriarch Youssef. Diese zeigt die tiefe Verbundenheit und Verbindung zu den Christen in ihren Ursprungsländern. Ebenfalls begrüßt werden konnte zur Freude aller Mitglieder wieder der Großprior des Ordens, Jerusalems Erzbischof Yaser Ayyash.

In der Generalversammlung fand die turnusgemäße Wahl des Vorstands statt. Der Patriarch erklärte, dass der Orden in Deutschland auch in den kommenden drei Jahren von S.E. Thomas Dautzenberg als Statthalter und 1. Vorsitzender sowie Großarchimandrit mitr. Prof. Dr. Michael Schneider SJ als Prior geleitet werde. Er gratulierte den weiteren Vorstandsmitgliedern und sagte allen Ordensmitgliedern, Spendern und Förderern ein „Vergelt`s Gott“ für ihr Engagement. Daneben wurde über die Hilfsprojekte berichtet.

Patriarch Youssef blickte in seinem Vortrag auf die schwierige Situation im Libanon, deren Hauptproblem er in der Finanzkrise sieht. Für Syrien nannte er als großes Problem des Zusammenlebens zwischen den Religionen die islamistischen Extremisten. Denn das Zusammenleben zwischen Moslems und Christen bezeichnete er weiter als gut, ebenso sei das Verhältnis zwischen den Kirchen gut. Er zitierte einen Beobachter, der es als Teufelskreis beschreibt, dass der Wiederaufbau nicht ermöglicht werde und so eine Rückkehr der Geflüchteten nicht möglich sei. Die Menschen sähen keine Lösung für eine Überwindung der Krise in Syrien und eine Besserung der wirtschaftlichen Situation, so dass die Auswanderung sich weiter fortsetze. Die Minderheit der Christen werde damit noch kleiner. Der Patriarch schätzte, dass bereits 40 Prozent der Melkiten das Land verlassen haben – zumeist junge und gut ausgebildete Menschen. Es gelte die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht aufzugeben. Wichtig wäre die Betreuung der christlichen Flüchtlinge in den westlichen Ländern, damit sie das gewohnte lebendige Glaubensleben und ihre Identität erhalten. Doch dafür würde eine große Zahl zusätzlicher Prieser benötigt, die nicht da seien, obwohl die melkitische Kirche grundsätzlich keinen Priestermangel habe. Die Gründung der einzigen theologischen Fakultät im arabischen Raum außerhalb des Libanon am Patriarchatssitz in Damaskus soll ein Signal für die christliche Zukunft in Syrien sein. Patriarch Youssef bedauerte, dass die Kirche und die Menschen im Libanon und in Syrien seit einigen Jahren auf Hilfe angewiesen seien. Früher waren die Länder wirtschaftlich stark genug, so dass nur geringe Unterstützung benötigt wurde.

Am Samstagmorgen zelebrierte der Großmeister, S.S. Patriarch Youssef, eine Göttliche Liturgie zum Hochfest „Kreuzerhöhung“ im gut gefüllten Aachener Dom. Großprior Erzbischof Yaser Ayyash und Prior Großarchimandrit Mitrophor Prof. Dr. Michael Schneider SJ waren neben weiteren Geistlichen Konzelebranten. Sehr herzlich begrüßte Dompropst Rolf-Peter Cremer zu Beginn der Liturgie den Patriarchen. Er erinnerte alle Gläubigen auch an die Worte von Papst Franziskus, mit denen er bei einem Gottesdienst mit dem Patriarchen und seinen Bischöfen beschrieb: „Die melkitische Kirche ist eine reiche Kirche, mit einer eigenen Theologie, die zur katholischen Theologie gehört, mit einer eigenen wunderschönen Liturgie und einem Volk, das in diesem Augenblick gekreuzigt wird, so wie Jesus.“ Neben dem Dompropst waren Domvikar Dr. Peter Dückers und der ehemalige Generalvikar Manfred von Holtum bei der Liturgie anwesend. In dieser wurde besonders der verstorbenen Ordensmitglieder gedacht. In den Orden investiert wurden von Patriarch Youssef als Großmeister des Ordens zwei neue Mitglieder, beide aus dem Bistum Münster, Herr Michael Hellerforth und Herr Michael Eying. Der Chor Angelskij Sobor aus Belgien unter der Leitung von Frau Christine Van Laere bereicherte die Liturgie mit den Gesängen der Johannes-Chrysostomos-Liturgie. In seiner Predigt bekannte der Patriarch:

„An vielen Orten im Nahen Osten sind wir den Weg nach Golgatha gegangen. Wir fühlen uns oft geschwächt, hoffnungslos und manchmal voller Zweifel. Aber wir müssen danach streben, unseren Glauben an die Auferstehung zu bewahren. Es sind Ihre Solidarität und Ihre Liebe, die uns die Kraft geben, durchzuhalten und Zeugnis für Christus abzulegen. Ihre Unterstützung als Patriarchalischer Orden vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem ist ein Leuchtfeuer der Hoffnung und eine Erinnerung daran, dass unser Glaube trotz aller Herausforderungen unerschütterlich bleibt.“

Im Rahmen des Jahrestreffens schenkte Patriarch Youssef dem Statthalter Thomas Dautzenberg eine besondere Medaille als Dank für sein Engagement sowie die Arbeit des Ordens in Deutschland.

In seinem Vortrag berichtete Großprior Erzbischof Yaser über die die großen Herausforderungen im Heiligen Land. Nur durch gute Schulen könne eine gute Ausbildung gewährleistet werden, die wiederum für die Zukunft und Koexistenz zwischen den Religionen entscheidend seien. Mit der Peter Nettekoven Schule an den Hirtenfeldern nahe Bethlehem haben die Melkiten eine weithin anerkannte Schule mit Kindergarten. Wichtig war der Abschluss eines Bauprojekts in Jerusalem, in dem nun 33 melkitische Familien Wohnraum finden. So soll ein Verbleib der Christen in Jerusalem unterstützt werden.

In der Propsteikirche St. Kornelius in Aachen-Kornelimünster fand unter der Leitung des Aachener Bischofs Helmut Dieser der Eröffnungs-Gottesdienst des zweiten Teils der alle sieben Jahre stattfindenden Heiligtumsfahrt statt. Bei den in Kornelimünster verehrten Christusreliquien handelt es sich um das Schürztuch, das Grabtuch und das Schweißtuch Jesu. Unter Beifall begrüßte Propst Andreas Möhlig den melkitischen Patriarchen Youssef und Erzbischof Yaser zu Beginn der Liturgie. Daneben grüßte er die Damen und Ritter des Ordens zu diesem feierlichen Gottesdienst. Neben dem Propst war unser Prior Michael Schneider der zweite Konzelebrant. Bischof Helmut schlug in seiner Predigt den Bogen über das Bild des Menschen über die in den Ostkirchen verehrten Ikonen. Patriarch Youssef und der gesamten melkitischen Kirche wünschte er eine gute Zukunft in den bedrängten Zeiten in ihrer syrischen und nah-östlichen Heimat. Am vorhergehenden Gespräch hatte der Patriarch den Aachener Bischof gebeten, für die melkitische Kirche und den Frieden im Nahen Osten zu beten. Diese Gebetsbitte hat Bischof Helmut an die Gläubigen weitergegeben. Nach dem Gottesdienst fand die Zeigung der Heiligtümer von der Galerie der Kirche statt. Patriarch und Bischof zeigten gemeinsam das Schweißtuch unseres Herrn, wie auch die Aachener Zeitung in ihrem Artikel* berichtet. Doch Patriarch Youssef war nicht der erste melkitische Patriarch, der die Heiligtümer von der Galerie der Kirche gezeigt hat: Sein Vor-Vorgänger Patriarch Maximos V. Hakim hatte vor 30 Jahren ebenfalls diese Ehre. Der Sonntag in Kornelimünster war eine gute und lebendige Brücke zwischen Ost- und Westkirche sowie zu den Gläubigen in den Ursprungsländern des Christentums.

Ein kurzes Kennenlernen fand in Kornelimünster mit der Oberbürgermeisterin von Aachen, Frau Sibylle Keupen, statt.

Es fanden Gespräche des Patriarchen mit einem Vorstandsmitglied von „missio“ sowie dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ in Aachen statt. Einen ausführlichen Besuch stattete der Patriarch in Königstein „Kirche in Not“ ab und wurde unter Anderem von der Geschäftsführenden Präsidentin, Frau Regina Lynch willkommen geheißen.

Bilder des Jahrestreffens finden Sie hier.

Verfasst von Thomas Dautzenberg am 11.09.2023
*Quelle: Aachener Zeitung, 11. September 2023