Die Griechisch-Melkitisch-Katholische Kirche

Im Gegensatz zu anderen orientalischen Kirchen, seien sie katholisch oder nicht, ist die Griechisch-Melkitisch-Katholische Kirche keine Nationalkirche. Sie ist vielmehr im ganzen arabischen Nahen Osten und in einer immer größer werdenden Diaspora zu finden. Sie ist legitime Erbin der drei apostolischen Sitze Alexandria, Antiochia und Jerusalem. Ihre Geschichte beginnt mit der Verkündung des Evangeliums in der griechisch-römischen Welt des östlichen Mittelmeeres und der Ausdehnung des Christentums jenseits der Grenzen des Römischen Reiches. Durch die Bildung der drei Patriarchate Alexandria, Antiochia und Jerusalem (die beiden ersten beim Konzil von Nizäa im Jahr 325, das dritte in Chalzedon im Jahr 451) ist ihre territoriale und juristische Einheit begründet worden.

Ihren besonderen Charakter verdankt die Melkitische Kirche ihrer Treue zur Tradition der Ostkirche und zu den sieben ersten ökumenischen Konzilien.

Aus soziologischer Sicht bietet die Melkitische Kirche eine überraschende ethnische Einheit: ihr Patriarch, ihre Bischöfe, ihre Ordens- und Weltpriester und ihre Gläubigen sind arabischer Abstammung und griechisch-melkitisch-katholisch.

Die Melkitische Kirche und ihre Gläubigen leben hauptsächlich in einer arabischen Welt, die zudem nahezu vollständig islamisch ist. Diese doppelte Zugehörigkeit ist aus westlicher Sicht sehr schwer zu verstehen: katholischer Christ und romtreu zu sein, aber auch Araber zu sein, arabisch zu sprechen und an den Leiden und Freuden der arabischen Welt teilzuhaben. Es stimmt, dass viele die Bezeichnung arabisch als Synonym für muselmanisch begreifen. Aber man muss wissen, dass die arabischen Christen Hand in Hand mit den Muselmanen an der arabischen „Renaissance“ gegen die osmanische Unterdrückung gearbeitet haben. Während der ottomanischen Herrschaft haben sie im Bemühen um die Wiedererlangung der verlorengegangenen Identität eine wichtige Rolle gespielt.

Der Ursprung der Melkitischen Kirche von Damaskus, Syrien, findet sich im Gebiet der Glaubensverkündung des Heiligen Paulus. Der Titel des Patriarchen ist der von Antiochia. Und Antiochia ist zudem die Stadt, in der sich die Gläubigen zum ersten Mal „Christen“ genannt haben.

Die Wurzeln der melkitischen Gläubigen im Orient finden sich in den ersten Generationen der Christen, deren direkte Nachfahren sie sind.

Heute sind die melkitischen Katholiken, wie alle Christen im Orient, eine Minderheit in der arabischen Welt. Trotzdem sind sie wegen einer ununterbrochenen Präsenz im Nahen Osten beeindruckend vertreten (in Syrien, Libanon, Jordanien, Israel, Ägypten, Irak und in den Golfstaaten). Dies muss einen tieferen Sinn haben, den Sinn einer Mission in der arabischen Welt, einer Mission, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil versteht: nicht im Sinne einer Bekehrung der arabischen Welt, sondern eines Auftrages, das Geheimnis der Liebe des gestorbenen und auferstandenen Christus in der arabischen Welt zu bezeugen.

Wegen ihrer Präsenz und ihrer Verbreitung in allen Ländern des Nahen Ostens, in einem muselmanischen, arabischen und orthodoxen Umfeld und aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur katholischen Kirche Roms spielt die Melkitische Kirche eine wichtige ökumenische Rolle, die sich positiv auf die große Kirche Gottes in der ganzen Welt auswirkt.

Die Melkitische Kirche ist ein Ort der Begegnung, wo alle Kirchen ihre Apostolität wiederfinden. Sie hat der Orthodoxen Kirche, den Arabern und den Muselmanen geholfen, die Katholische Kirche und ihren spirituellen Reichtum noch mehr zu entdecken. Sie hat ihnen gezeigt, dass die Verbindung mit Rom nicht ein Aufgeben der orientalischen Werte bedeutet.

Heute braucht die Melkitische Kirche Menschen, die sie verstehen und ihr helfen, die Einheit ihres Erbes zu bewahren. Sie braucht Menschen, die sie ermutigen, in den Ländern Jesu Christi verwurzelt zu bleiben.

Dies wird erreicht, indem man ihr auch hilft, ihre Projekte zu verwirklichen und ihre Institutionen bei der Erfüllung ihres kirchlichen Auftrages zu unterstützen. So kann sie auch weiterhin ihren von Jesus Christus erhaltenen Auftrag erfüllen.