Die byzantinische Liturgie

Die melkitische Kirche feiert ihre Heiligen Messen („Göttliche Liturgie“) im byzantinischen Ritus. Der byzantinische Ritus ist die traditionelle Gottesdienstordnung der Kirche von Konstantinopel. Zumeist wird der Ritus in Form der Göttlichen Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomos zelebriert. So geschieht es auch bei den Treffen des Patriarchalischen Ordens vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem.

Der eigentlichen Feier geht eine Vorbereitungsphase (Proskomidie) voraus, die der Zurüstung der eucharistischen Gaben dient. Die Göttliche Liturgie besteht dann aus zwei Hauptteilen: 1. Die Liturgie der Katechumenen: Im Mittelpunkt stehen die Lesung sowie das Evangelium. 2. Die Liturgie der Gläubigen: Höhepunkt ist hier die Wandlung von Brot und Wein sowie die Kommunion.

Kreuzreliquie und seine Verehrung

Der Name des Ordens zeugt von der engen Bindung an das Kreuz Christi. Daher finden die Treffen des Ordens um das Fest „Kreuzerhöhung“ statt. Besondere Verehrung findet deshalb auch die Kreuzreliquie im Rahmen der Liturgien.

„Rette, Herr, Dein Volk und segne Dein Erbe. Verleihe Sieg über die Feinde. Behüte durch Dein Kreuz Deine Gemeinde.“

(Troparion vom 14. September, Fest „Kreuzerhöhung“)

Die Ordensmitglieder schwören folgenden Eid:

„Herr Jesus Christus, Du bist unser König für immer: Durch Dein Kreuz hast Du dem Menschengeschlecht das Heil gebracht und uns gerettet, uns arme Sünder. In dem wir das Heilige Kreuz von Jerusalem auf uns nehmen, schwören wir Dir Treue, Deiner Heiligen Stadt, Deinem Heiligen Land und den christlichen Gemeinden, die hier auf der auf durch Dein lebensspendendes Leben, Deinen Tod und Deine Auferstehung geweihten Erde leben. Herr, mache uns Deines Reiches würdig. Amen“

Der Mantel – Meditationstext von Patriachalexarch Prälat Richard Schulte Staade

I. Investitur – der weiße Mantel

Einkleidung – Neue Bekleidung – Neuer Anfang zum Leben
Der weiße Ordensmantel wird uns auf die Schulter gelegt wie ein Königsmantel zur Krönung. Einen solchen Mantel trägt ein Fürst oder ein Ritter. Er ist Zeichen von Hoheit und Majestät. Ein Mantel kann auch beengen, er verringert die Reichweite.
– Der Glaube lässt uns nicht ungeschützt leben. Er umgibt uns mit einer positiven Begrenzung. So wird der Mantel Zeichen des Schutzes vor Kälte, Sonne und Regen. Ein Schutz gegen Unwetter für Leib und Seele. Auch der Schleier hat gelegentlich den Charakter des Schutzes und der Hoheit. Unberührbarkeit ist Macht, ebenfalls Unantastbarkeit.

 

II. Der Schutzmantel

Bei Adoption und Legitimation wurden Kinder unter den Mantel genommen (Mantelkinder). Der gleiche Gedanke liegt bei der Schutzmantel-Madonna vor, bei der unter dem weiten Mantel Männer und Frauen aller Stände zu sehen sind. Als Franz von Assisi sich von seinem Vater, dem reichen Kaufmann, trennte, legte er seine Kleidung ihm zu Füßen und wechselte die Fronten. Er flieht nackt unter den Mantel des Bischofs. Auch wir tragen den Mantel, um andere zu schützen, „für“ sie einzutreten, West für Ost, Ost für West.

III.  Der Mantel in der Bibel

Ist Zeichen für allen Besitz. Bei der Prophezeiung der Zerstörung Jerusalem heißt es: „wer dann auf dem Felde sitzt, gehe nicht in die Stadt, um noch seinen Mantel zu holen.“ Elias verhüllt sein Antlitz mit seinem Mantel. 2 Kö, 19,13 und 19,19, 4 Kö 2,8 und 2,13, Elischa erhält den Mantel von Elias und der Mantel verleiht ihm gleich Wirkkraft und Ausstrahlung. Bei Matthäus lesen wir: „Wenn jemand dir etwas wegnimmt, dann lass ihn auch noch den Mantel nehmen.“ und Markus 10 bei der Blindenheilung am Stadttor von Jericho: „Als Jesus den Blinden ruft, lässt er seinen Mantel fallen und läuft auf Jesus zu.“ Wer von Jesus gerufen wird, ist nicht mehr angewiesen auf anderen Besitz.

IV. Mantel als Zeichen der Zugehörigkeit

Die Gilden in der mittelalterlichen Gesellschaft trugen ihren Mantel; modern ist daraus die Uniform geworden. Der Mantel bedeutet hier, man gehört zusammen in der Gemeinschaft der Gleichgesinnten. Man weiß, mit wem man es zu tun hat. Mit dem Mantel bekennt man „Farbe“, Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit.

V. Der Mantel bei der Einkleidung in den Orden

Das Zivile nur Private ist fortgenommen, der Mantel macht den Menschen neu. Zieht Christus an wie einen Mantel, da jeder der Euch begegnet den Eindruck hat, als wäre er Christus begegnet.

VI. Der weiße Mantel – das weiße Kleid

Was wir ursprünglich bei der Taufe tragen, bei der Erstkommunion, das Brautkleid und das Totenhemd, die Trappisten und Kartäuser werden in der weißen Kukulle (Mantel) beerdigt. Das weiße Totenhemd erinnert uns daran: „Denk bei Deinem letzten Kleid wirst Du keine Taschen haben“. Der weiße Mantel will Zeichen eines anderen neuen Lebens sein, d.h. den alten Menschen ablegen (an den Haken hängen) und den neuen anziehen. Der weiße Mantel eint uns und macht klar, wie wir sind und sein sollen: neue Menschen im neuen Kleid.

Das Ikonenkreuz

von Ikonenschreiber Kommandeur Prof. Karl F.J. Berger 

Unser Ikonenkreuz zeigt im Bild die Worte aus dem Zweiten Eucharistischen Hochgebet: „Um Deinen Ratschluß zu erfüllen und Dir ein heiliges Volk zu erwerben, hat Er sterbend die Arme ausgebreitet am Holz des Kreuzes. Er hat die Macht des Todes gebrochen und die Auferstehung kund getan.“

Jesus Christus steht frei im großen Gestus des Einladens und Umarmens. Gemeint ist hier ja nicht die historische Sterbeszene, vielmehr jenes Geschenk, das Johannes (17,1) „die Stunde der Verherrlichung“ nennt. Die leicht zu einer S-Kurve gekrümmte Gestalt des entblößten Gekreuzigten spricht vom überwundenen Leiden. Er breitet die Arme aus, ist ganz Hingabe, Liebesopfer. Dies bezeugen auch die fünf Wundmale. Aus der Seitenwunde quillt Blut und Wasser – Symbole für Reinigung, Leben, Liebe, Heilsgeheimnis der Kirche. Das kostbare Blut aus den Hand- und Fußwunden benetzt, alles zu neuem Leben weckend, den Schädel Adams, welcher die ganze  Schöpfung vertritt.

Christi Haupt ist mit dem Nimbus umgeben, den Kreis, der göttlichen Gegenwart andeutet, Ausstrahlung der Heiligkeit. Darin sind die Kreuzbalken eingezeichnet mit griechischer Beschriftung: „Der Seiende“ d.h. der äußerst Erniedrigte ist der Urewige, in Christus sichtbar geworden in Wort und Leben, in grenzenloser Liebe gestorben für uns Sünder. Unfaßbares Martyrium! Antlitz und Körper sind verklärt, in lebendiger Schönheit aus sich leuchtend, voll Friede, ohne Spuren der Marter. Es ist die Stunde Seiner Verherrlichung. Darauf weist auch die griechische Inschrift auf dem oberen Querbrett hin: „Der König der Herrlichkeit“. Das Kreuz ist nun österliches Siegeszeichen, der Lebensbaum, die neue Weltachse. Der Psalmist preist: „Du wirkst das Heil im Mittelpunkt der Erde.“ Die Mitte der Welt war und ist noch heute für die Juden Jerusalem, hier dargestellt im Bereich des Fußbretts.

Christus ist als Mensch gestorben und auferstanden als Gott. Er ist das Zentrum des Universums, dessen Sterne vor Seinem unvergänglichen Licht erblassen und Zeugen sind für die unfaßbare Heilstat, welche von den vier Evangelisten verkündet wird. Diese umgeben den Heiland in Symbolgestalt: Johannes der Adler, Markus der Löwe, Matthäus der Engel, Lukas der Stier.

So spricht unser Ikonenkreuz von der Erfüllung des Erlösungswerkes. Der lebende Christus steht in Gemeinschaft mit allen Geschöpfen, den Leidenden, den Ihm nachfolgenden Kreuzträgern, und Alle sind durch Ihn miteinander verbunden. Gott sei Dank!